Author(s) / Source(s): Katharina Weber / www.mittelhessen.de
Am Dienstag sind alle Mitarbeiter des Traditionsunternehmens mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Wie es so weit kommen konnte.
Sinn - In Sinn schließt ein 164 Jahre altes Traditionsunternehmen: Bei der Doering GmbH wird seit Dienstag nicht mehr gegossen. Grund dafür sei eine behördliche Genehmigung, die das Unternehmen nicht bekommen habe, teilt Geschäftsführer Steffen Liebich auf Nachfrage mit. Von dem Aus des Unternehmens sind 65 Mitarbeiter betroffen. Nach Angaben von Mitarbeitern haben diese im Oktober keinen Lohn bekommen.
200 Mitarbeiter streiken bei Selzer in Roth
Die Direktion Gießen der Agentur für Arbeit habe die notwendige Genehmigung für die sogenannte Insolvenzgeldvorfinanzierung verweigert, berichtet Liebich. Daraufhin habe man sich rechtlichen Rat eingeholt, ein Gutachten erstellen lassen und Widerspruch gegen die Ablehnung eingelegt. Dies sei vergebens gewesen. „Wenn man die Zusage von der Behörde nicht bekommt, kann man nichts machen“, sagt Liebich.
Am Dienstag war er vor die Belegschaft getreten und hatte mitgeteilt, dass die Gießerei geschlossen wird. 65 Mitarbeiter sind von dem Aus des 164 Jahre alten Unternehmens betroffen. 2019 zählte Doering noch 130 Mitarbeiter.
Liebich: Es gab mehrere Betriebsversammlungen
Überraschend sei das Ganze nicht gewesen, erläutert Liebich: „Es hat in den vergangenen Wochen mehrere Betriebsversammlungen gegeben. Die Mitarbeiter sind seit Wochen über die Situation informiert.“
Doering hatte 2019 ein Insolvenzverfahren eröffnet. Ende 2019 war beim Amtsgericht Wetzlar die Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung beantragt und positiv beschieden worden. Damals wurden die Liquidität des Unternehmens und die grundsätzliche Aussicht auf eine erfolgreiche Sanierung gesehen. Dies sind Hauptkriterien für dieses besondere Verfahren im deutschen Insolvenzrecht. Dieses Insolvenzverfahren war nahezu abgeschlossen.
Am 28. September des laufenden Jahres beantragte die Doering GmbH erneut ein Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Wetzlar. Damit sollte nach Angaben Liebichs alles unternommen werden, um den Betrieb des Unternehmens fortzuführen und die Wettbewerbsfähigkeit in einem geordneten Sanierungsverfahren mittels eines Insolvenzplans zu stärken. 40 Tage später stellte die Geschäftsleitung nun alle Beschäftigten frei.
Arbeitsagentur genehmigt die Vorfinanzierung nicht
Eine Voraussetzung für den Verfahrenserfolg sei gewesen, dass die Agentur für Arbeit der Finanzierung von Lohn- und Gehaltsansprüchen der Mitarbeiter im vorläufigen Insolvenzverfahren zustimme. Diese Genehmigung gab es nicht. Dadurch sei die Finanzierung des Gießerei-Unternehmens in der Umstrukturierung nicht mehr gesichert. Deshalb habe die Eigenverwaltung den Gießbetrieb am Dienstag, 8. November, einstellen müssen.
Mitarbeiter berichten, die Agentur habe ihre Unterschrift verweigert, weil ein Punkt aus dem vorherigen Insolvenzverfahren noch nicht abgehakt sei. Dabei gehe es um den Pensionsverein, in den das Unternehmen für die Mitarbeiter einzahle. Hier seien wohl noch einige Fälle offen. Dies habe dazu geführt, dass die Agentur für Arbeit den jüngsten Antrag auf Genehmigung von Insolvenzgeldvorfinanzierung abgelehnt habe.
Die Geschäftsführung schreibt in einer Mitteilung an die Belegschaft, dass sie betroffen sei, dass „eine unverständliche und rechtlich unbegründete behördliche Entscheidung die aussichtsreiche Sanierung der Doering GmbH, die durch hochvolumige Auftragsvolumina unterlegt war, verhindert hat.“ Alle derzeit gegossenen Aufträge sollen abgearbeitet werden. Dazu wurde in Eigenverwaltung ein Abwicklungsteam aufgestellt. Kunden, deren Aufträge noch nicht gegossen seien, würde man bei der Überführung der Aufträge an Marktbegleiter unterstützen, heißt es in der Unternehmensmitteilung.
Albert Doering gründete die Firma Doering 1858 mit einer Schmiede und einem Schuppen. Zwei Jahrzehnte später entstand unter anderem eine Gießerei. Das Unternehmen stellt Wasserleitungsrohre, Armaturen und Kolbenpumpen her. Im Jahr 1935 wurde Doering an Friedrich Wilhelm Cloos und seine Frau Anna sowie deren Bruder Heinrich Haubach verkauft.
„Bomber der Nation“ in Sinn in Bronze gegossen
1988 folgte ein eigener Modellbau. Im Jahr 2000 ging schließlich die neue Gussputzerei an den Start, ehe zwei Jahre später erneut erweitert wurde. 2008, als eine neue Formerei in Betrieb genommen wurde, feierte das Unternehmen noch sein 150-jähriges Bestehen.
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