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Aufatmen in Weilheim: bisheriger Gesellschafter übernimmt verbliebenen Betrieb
(Weilheim an der Teck, 25. Juni 2024). Bei der seit Dezember 2023 in einer eröffneten Insolvenz in Eigenverwaltung befindlichen EPT Energietechnik Produktions GmbH & Co. KG hat es eine positive und ebenso unerwartete Wendung gegeben. So konnte mit dem Betriebsrat doch noch eine Übernahme durch den bisherigen Gesellschafter, die Kesseböhmer-Unternehmensgruppe, verhandelt werden. Dies erlaubt einen Teilerhalt und die Neuaufstellung des Unternehmens. „Wir sind froh, dass wir nach der bereits beschlossenen Stilllegung durch massive Kraftanstrengungen auf allen Seiten nun doch eine Möglichkeit gefunden haben, einen Teil der Produktion und der Arbeitsplätze zu sichern. Das ist eine gute Nachricht vor allem für unsere Mitarbeiter. Jetzt können alle, die bis zuletzt an eine Lösung geglaubt haben, erleichtert aufatmen“, sagt Sanierungsgeschäftsführerin Tamara Kaes. Die Übernahme erfolgt über einen sogenannten Asset Deal und ist zum 1. Juli 2024 geplant; die Unterzeichnung der dafür notwendigen Verträge ist in den letzten Tagen bereits erfolgt. Der Geschäftsbetrieb wird aktuell wie gewohnt fortgesetzt.
„Kesseböhmer übernimmt den Standort in Weilheim an der Teck, sämtliche Assets und den Großteil der verbliebenen Mannschaft. Es können insgesamt 62 Arbeitsplätze erhalten werden. Dass hier sprichwörtlich in letzter Sekunde das Steuer noch einmal herumgerissen wurde, ist für alle Beteiligten ein Grund zur Freude. Es zeigt, dass es sich gelohnt hat, trotz Schwierigkeiten am Ball zu bleiben“, sagt Rechtsanwalt Thomas Ellrich von der Kanzlei VOIGT SALUS. Er steht dem Betrieb als Generalbevollmächtigter zur Seite und sorgt gemeinsam mit seinen Rechtsanwalts-Partnern Dr. Franz Zilkens und Christian Krönert für die Einhaltung der insolvenzrechtlichen Vorgaben.
Übergabe an Investor; Betrieb wird neu aufgestellt
Um den Betrieb der EPT Energietechnik Produktions GmbH & Co. KG auch in Zukunft fortführen zu können, war die Übernahme durch einen Investor in der Eigenverwaltung früh als Sanierungslösung angestrebt worden. Die Verhandlungen mit potenziellen Investoren waren bereits weit fortgeschritten. Allerdings war selbst der aussichtsreichste Kandidat aufgrund der derzeit schwierigen Gesamtwirtschaftslage abgesprungen. Deshalb hatte sich die Unternehmensgruppe Kesseböhmer zur Vermeidung einer vollständigen Liquidation des Traditionsunternehmens bereiterklärt, noch einmal als Investor bereit zu stehen, obwohl das anfangs nicht geplant war. Über die konkrete Ausgestaltung der Übernahme konnten Sanierungsgeschäftsführung, Gesellschafter und Betriebsrat aber zunächst keine Einigung erzielen. Deshalb war bereits die Einigungsstelle im Hinblick auf die anderenfalls nötige Stilllegung des Betriebs eingeschaltet worden. Fortgesetzte Verhandlungs- und Kompromissbereitschaft auf allen Seiten haben letztlich jedoch dazu geführt, dass am 29. April ein neuer Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt werden konnte. Dies ermöglicht die Einsetzung einer Transfergesellschaft. Damit wird ein sozialverträglicher Abbau der 43 weggefallenen Arbeitsplätze umsetzbar – den bisherigen Beschäftigten wird der Übergang in neue Arbeitsverhältnisse am ersten Arbeitsmarkt auf diesem Weg erleichtert.
„Wir sind uns der Bedeutung des Weilheimer Standortes für die Region, die Mitarbeiter und die Kunden sowie Partner bewusst. Deshalb und aufgrund unserer gemeinsamen Historie wollen wir als Gesellschafter natürlich, dass es bei EPT weitergeht. Wir haben daher eine Lösung entwickelt, wie wir das Unternehmen zukunfts- und wettbewerbsfähig neu aufstellen können. Dank der gefundenen Einigung können wir damit jetzt zur Tat schreiten“, heißt es vom Investor, der Kesseböhmer-Gruppe. Zur Neuausrichtung des Betriebs gehören neben der Verkleinerung des Teams auch eine Modernisierung von Struktur und Arbeitsabläufen sowie eine künftige Fokussierung auf die Geschäftsbereiche höhenverstellbares Mobiliar und Produkte für den Caravan-Sektor.
Bestmögliche Lösung für alle Beteiligten
Mit der jetzigen Einigung konnten die Stilllegung und Liquidation des Betriebs doch noch abgewendet und die Weichen für die Zukunft des Standortes in Weilheim gestellt werden. Das wertet auch der vom Amtsgericht bestellte Sachwalter Rechtsanwalt Stefan Meyer von der Kanzlei PLUTA als einen Erfolg in letzter Sekunde: „Dass nach einigen Rückschlägen, komplexen Verhandlungen und dem bereits zum Greifen nahen Aus für EPT nun doch eine Fortführungslösung zustande kam, erleichtert mich zutiefst. Das zeigt einmal mehr, dass es sich lohnt, wenn die Beteiligten in einem Verfahren bis zuletzt zuversichtlich und verhandlungsbereit bleiben und bis zum Ende alles für den Erhalt eines Unternehmens tun.“
Marktlage erfordert Neuausrichtung
Die EPT Energietechnik Produktions GmbH & Co. KG hat als Produzent ergonomischen Mobiliars für Geschäfts- und Privatkunden in den letzten Jahren und Monaten trotz stetigen Wachstums und enger Kundenbindungen Verschiebungen am Markt beobachten müssen. Die gesamtwirtschaftlichen Krisen, enorme Preissteigerungen, Materialengpässe und der allgemeine Strukturwandel erschwerten eine stabile Geschäftsentwicklung. Zusätzlich hat sich nach der Einführung während der Corona-Pandemie das Arbeiten im Home-Office zu einem Trend für viele Arbeitnehmer entwickelt. Dies führte jedoch zu einem starken Umsatzrückgang bei den Büromöbelausstattern – so auch bei EPT. Um hier weiter betriebswirtschaftlich sinnvoll und verantwortbar produzieren zu können, reagierte EPT in den letzten Jahren mit der Einrichtung eines Transformations- und Sanierungsprozesses. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bietet dem Unternehmen die Möglichkeit, diesen Prozess zu beschleunigen und den Betrieb mit den Mitteln des Insolvenzrechts neu aufzustellen.
Weitere Unternehmen der Kesseböhmer-Gruppe seien von der Situation bei EPT Energietechnik nicht betroffen, heißt es aus dem Unternehmen.
Über die EPT Energietechnik Produktions GmbH & Co. KG
Das in Weilheim an der Teck ansässige Unternehmen ist einer der bedeutendsten deutschen Produzenten von ergonomischem Mobiliar. Die Gesellschaft stellt zum Zeitpunkt der Verfahrenseinleitung mit rund 200 Mitarbeitern spezielle Komponenten für die Möbelindustrie her. Insbesondere sind dies verstellbare Tisch-Gestelle und Säulen für Büros und den Caravan-Bedarf. Die Produkte kommen in den Segmenten Bildung und Industrie aber auch in der Büroausstattung oder im privaten Wohnbereich zum Einsatz. Neben Zuverlässigkeit, Qualität und Nachhaltigkeit bietet das Weilheimer Unternehmen vor allem auch flexible Lösungen. Es wird den individuellen Wünschen seiner Kunden durch ein modulares Angebot gerecht.
Über die Kaes und Kollegen Restrukturierungsberater
Die Kaes und Kollegen GmbH unterstützt als Beratungsunternehmen insbesondere Unternehmen des Mittelstandes in Krisensituationen. Tamara Kaes verfügt als Wirtschaftsprüferin, langjährige CFO im Mittelstand sowie externe Beraterin und CRO über vielseitige Expertise in Restrukturierungssituationen. Ihre Fokus-Branchen sind das produzierende Gewerbe, der Maschinen- und Anlagenbau, Automobilzulieferer sowie Handels- und Messeunternehmen.
Über die Kanzlei VOIGT SALUS.
Die in Berlin beheimatete und an mehreren Standorten in Deutschland ansässige Sozietät VOIGT SALUS. ist bereits in mehr als 4.500 Restrukturierungs- und Sanierungsverfahren als Berater, Eigenverwalter, Sachwalter und Insolvenzverwalter tätig gewesen. Die in diesem Mandat tätigen Rechtsanwälte Thomas Ellrich, Dr. Franz Zilkens und Christian Krönert verfügen gemeinsam mit ihrem Team über die nötige Erfahrung, um auch bei der Krise großer Unternehmen innerhalb kürzester Zeit einen Sanierungsprozess erfolgreich und nachhaltig zu gestalten.
Über PLUTA
PLUTA hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich schwierigen Situationen. Seit der Gründung 1982 ist PLUTA stetig gewachsen und beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien und Italien. Mehr als 290 Kaufleute, Betriebswirte, Rechtsanwälte, Wirtschaftsjuristen, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Ökonomen, Bankfachwirte, Buchhalter, Ingenieure und Fachkräfte für Insolvenzverwaltung, darunter viele mit Mehrfachqualifikationen, sorgen für praktikable, wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. PLUTA unterstützt insbesondere bei der Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Krisen oder Insolvenzsituationen und entsendet bei Bedarf auch Sanierungsexperten in die Organstellung. PLUTA gehört zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften, was Rankings und Auszeichnungen von INDat, JUVE, The Legal 500, Who’s Who Legal, brandeins und Focus belegen.
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