03.03.2023

Modehändler P&C flüchtet sich unter Schutzschirm-Insolvenzverfahren

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Handel und Konsumgüter

Autor(en) / Quelle(n): Henryk Hielscher / WirtschaftsWoche

Bei der Sanierung von P&C soll es vor allem in der Düsseldorfer Zentrale und im E-Commerce Einschnitte geben. Filialschließungen sind nicht geplant.

Der Düsseldorfer Modehändler Peek & Cloppenburg (P&C) will sich in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren neu aufstellen. „Dazu haben wir heute Morgen einen Antrag beim Amtsgericht Düsseldorf eingereicht, dem das Gericht bereits zugestimmt hat“, sagte P&C-Geschäftsführer Thomas Freude im Interview mit der WirtschaftsWoche. Das Schutzschirmverfahren betrifft demnach die Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf, zu der die Unternehmenszentrale sowie 67 P&C-Häuser mit insgesamt rund 6.800 Beschäftigten gehören sowie die Einkaufsgesellschaft Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG.

Bei der auf Sanierung ausgerichteten Insolvenzvariante übernimmt ein gerichtlich bestellter Sachverwalter die Aufsicht über das Verfahren, während die Unternehmensführung weiter die Kontrolle behält, aber von einem Sanierungsexperten unterstützt wird. Im Fall von P&C wurde der Jurist Horst Piepenburg vom Amtsgericht Düsseldorf als vorläufiger Sachwalter eingesetzt. Der erfahrene Sanierer Dirk Andres soll die operative Sanierung als Restrukturierungsgeschäftsführer leiten.

Die Mitarbeiter sollen für die Monate März, April und Mai Insolvenzgeld erhalten. „Im Laufe des Verfahrens werden bei P&C aber auch Arbeitsplätze wegfallen müssen“, kündigte P&C-Manager Freude gegenüber der WirtschaftsWoche an. Klar sei, „dass wir uns in der Zentrale all jene Hierarchieebenen und Bereiche genau anschauen werden, in denen die Kosten in den vergangenen Jahren überproportional gewachsen sind“, so Freude. Zurzeit seien dort rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. „Das ist eine Größe, die nicht zum Geschäftsvolumen passt.“ Die Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf habe in der Corona-Zeit 30 Prozent Umsatz verloren und gleichzeitig viele Stellen in administrativen Bereichen geschaffen. „Das sind Einbußen, die wir nicht so einfach wegstecken können“, sagte Freude.

Nach dem Ende der Corona-Auflagen fiel die Erholung „nicht so stark aus wie erhofft und auch das vergangene Geschäftsjahr lief für uns nicht besonders erfolgreich“, so Freude. So liege die Zahl der Kundinnen und Kunden, die die Filialen besuchen, weiterhin unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit.

Store first statt Online first
Zudem müssten viele Kunden wegen der hohen Inflation derzeit sparen. „Angesichts des gestiegenen Preisbewusstseins ist es für uns kaum möglich, die höheren Kosten weiterzugeben“, so Freude. Hinzu kommen hohe Verluste im Onlinegeschäft. „Die Erwartungen an das Onlinegeschäft haben sich für uns nicht ansatzweise erfüllt“, sagte Freude der WirtschaftsWoche. Im E-Commerce sollen nun Logistikkosten und Marketingausgaben deutlich sinken. „Im Grunde geht es jetzt in die Richtung: Store first statt Online first“, so Freude.

Wenig Sanierungsbedarf sieht der P&C-Manager dagegen für die deutschlandweit 67 Verkaufshäuser. „Es geht nicht darum, Häuser zu schließen oder auf der Fläche Personal einzusparen“, betonte Freude im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Die Filialen seien weiter das Fundament des Geschäfts. „Stand heute wollen wir alle Stores weiterbetreiben und dort auch auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten.“

Freude erwartet einen raschen Abschluss des Schutzschirmverfahrens. „Wir gehen davon aus, dass wir das Verfahren spätestens Ende des Jahres über einen Insolvenzplan abschließen können“. Darin werde dann geregelt, welche Gläubiger zu welchen Zugeständnissen bereit sind, damit es für das Unternehmen weitergehen kann. Auch die Eigentümerfamilie habe „bereits grundsätzlich Unterstützung signalisiert“, so Freude.

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