Autor(en) / Quelle(n): Henryk Hielscher / WirtschaftsWoche
Wenige Tage nach einem spektakulären Einbruch in eine Tresoranlage in Berlin-Charlottenburg hat der Online-Uhrenhändler Watchmaster Insolvenz angemeldet.
Tatzeit: 19. November, gegen 20 Uhr. Tatort: Eine Tresoranlage in einer ehemaligen Privatbank an der Berliner Fasanenstraße in Charlottenburg. Dort sollen Unbekannte zunächst versucht haben, ein Feuer zu legen. Dann haben sie nach Angaben der Polizei zahlreiche Schließfächer geknackt und geplündert. Die Täter flüchteten mit der Beute – und die hat es offenbar in sich.
Rund 1000 wertvolle Uhren seien gestohlen worden, berichtet der Onlineluxusuhrenhändler Watchmaster, der zu den Tresorkunden zählt. Dem Unternehmen ist nach eigenen Angaben ein Schaden von mehr als zehn Millionen Euro entstanden ist. Eine Polizeisprecherin machte keine Angaben zur Beute. Die Schadensaufstellung sei noch nicht abgeschlossen. „Wir werten Videomaterial aus, um die Tatverdächtigen zu ermitteln“, sagte sie. Mittlerweile ermittelt das Landeskriminalamt Berlin in dem Fall.
Für Watchmaster hat der Einbruch indes gravierende Folgen: Das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Charlottenburg hat den Sanierungsexperten Philipp Hackländer von der Kanzlei White & Case zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Er muss nun prüfen, wie es für das Unternehmen weitergeht und ob der Diebstahl tatsächlich die einzige Ursache für die Schieflage des Unternehmens ist.
Ein Teil der gestohlenen 1000 Uhren soll Eigentum des Unternehmens sein. Ein Großteil gehört aber Kunden, die ihre Uhren über Watchmaster verkaufen – mit einer Provision, die an den Händler geht. Den Besitzern der Uhren soll nach Unternehmensangaben kein unmittelbarer Schaden entstehen, für sie bestehe Versicherungsschutz.
„Der Vorfall zwingt uns in die Insolvenz“
Watchmaster selbst erhalte aber lediglich den Einkaufspreis der Uhren zurück, was die bereits entstandenen Kosten für Aufbereitung und Zertifizierung sowie Marketing nicht decken würde. „Unter diesen nicht zu erwartenden Umständen ist es dem Unternehmen nicht mehr möglich, eine positive Fortführungsprognose abgeben zu können“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. „Der Vorfall zwingt uns in die Insolvenz.“
Das 2015 gegründete Start-up für gebrauchte Luxusuhren beschäftigt derzeit rund 75 Mitarbeiter an Standorten in Berlin, Paris und London. Mehr als 4000 Uhren waren zuletzt auf der Internetseite des Unternehmens verfügbar. Das stark wachsende Unternehmen verzeichnet laut der jüngsten verfügbaren Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 allerdings einen Jahresfehlbetrag von 3,7 Millionen Euro und plante auch für 2021 „einen negativen Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit“. Der Fortbestand der Gesellschaft würde „vom Vorhandensein weiterer Finanzierungen der Gesellschafter und externer Kapitalgeber abhängen“, hieß es im Jahresabschluss.
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