Autor(en) / Quelle(n): Mitteilung der Pressestelle
- Gestiegene Kosten und strukturelle Benachteiligung belasten gemeinnützige Inklusionsarbeit - Betrieb läuft uneingeschränkt weiter
- Löhne für September bis November 2025 durch Insolvenzgeld abgesichert - - Zukunftslösung soll erarbeitet werden
Neuwied, den 17. September 2025. Die InForma gemeinnützige GmbH, eine soziale Einrichtung zur beruflichen und gesellschaftlichen Inklusion von Menschen mit Hörschädigung, komplexen Förderbedarfen sowie hohem Unterstützungsbedarf mit Sitz in Neuwied, hat beim zuständigen Amtsgericht Neuwied einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das Gericht hat dem Antrag entsprochen und Dr. Alexander Jüchser von LIESER Rechtsanwälte zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Inklusion durch Arbeit – Betrieb läuft uneingeschränkt weiter
Die Einrichtung, die dem Dachverband der Diakonie angeschlossen ist, beschäftigt aktuell 57 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 28 davon sind schwerbehindert oder gleichgestellt. Sie arbeiten u.a. in einer Kantine (Schulmittagessen für 25 Grundschüler), den Bereichen Sortierung und Abfüllung von Waren, in der Industrienäherei im Zuge der Lohnfertigung. Darüber hinaus besteht ein Beratungsbereich für Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung, in welchem Dienstleistungen zur Förderung von Teilhabe in der Gesellschaft, Selbstständigkeit und Selbstbestimmung angeboten werden.
Die Beschäftigten wurden auf einer Belegschaftsversammlung über die Lage informiert. Die Ansprache des vorläufigen Insolvenzverwalters wurde für die Anwesenden in Gebärdensprache übersetzt. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für die Monate September bis einschließlich November 2025 über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert.
Ungleiche Bedingungen bei Beschäftigung von Menschen mit Behinderung
InForma zahlt ihren Mitarbeitenden - anders als bei vielen anderen gemeinnützigen Trägern - reguläre Gehälter mit vollständigem Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung. Die Einrichtung bietet somit berufliche Qualifizierung und Arbeitsplätze für schwerbehinderte Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. „Das ist ein bewusst gewähltes Modell - sozial gerecht, allerdings wirtschaftlich deutlich anspruchsvoller“, erklärt Geschäftsführerin Sandra Müller. „Wir stehen zu unserer sozialen Verantwortung - für unsere Mitarbeitenden und für die Menschen, denen wir eine Perspektive bieten. Dafür kämpfen wir jetzt“, ergänzt Kerstin Comes, Mit-Geschäftsführerin der InForma gGmbH.
Nur geringe öffentliche Finanzierung
Ursächlich für die wirtschaftliche Schieflage waren vor allem gestiegene Fixkosten - insbesondere höhere Mietaufwendungen und gestiegene Tariflöhne - sowie die schwierigen Rahmenbedingungen bei der Finanzierung gemeinnütziger Arbeit. So unterliegt die InForma gGmbH vollständig der regulären Sozialabgabenpflicht, während andere gemeinnützige Einrichtungen in diesem Bereich teils entlastet werden. Eine dauerhaft nicht auskömmliche öffentliche Finanzierung trug zusätzlich zur Verschärfung der finanziellen Lage bei.
„Informa steht für eine besondere Form von Inklusion, die mehr leistet als viele andere Wettbewerber im Markt, die Menschen mit Behinderung beschäftigen. Genau darin liegt aber auch die wirtschaftliche Herausforderung. Wir nutzen das Verfahren, um gemeinsam mit der Geschäftsführung eine stabile und zukunftsfähige Lösung zu erarbeiten“, sagt Dr. Alexander Jüchser, vorläufiger Insolvenzverwalter.
Ziel ist Erhalt der Arbeitsplätze und Fortführung der Inklusionsarbeit
Der Geschäftsbetrieb wird uneingeschränkt fortgeführt. Geschäftsführung und vorläufiger Insolvenzverwalter prüfen in den kommenden Wochen die wirtschaftliche Lage und arbeiten an einer nachhaltigen Lösung. Ziel ist es, die Arbeitsplätze zu sichern und das in seiner Struktur einmalige Inklusionsmodell fortzuführen. „Unsere Mitarbeitenden leisten großartige Arbeit. Wir werden alles daransetzen, die Einrichtung und ihre besondere Mission zu erhalten“, sagt Sandra Müller.
Über die InForma gGmbH
Die InForma gGmbH mit Sitz in Neuwied ist einer der ältesten Inklusionsbetriebe in Rheinland- Pfalz und eine dem Dachverband der Diakonie angeschlossene soziale Einrichtung. Getreu dem Leitmotiv „Kommunikation ∙ Bildung ∙ Arbeit“ bietet sie schwerbehinderten Menschen – insbesondere mit Hörschädigung und komplexem Unterstützungsbedarf – Beratung, berufliche Qualifizierung und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Die Angebote richten sich an Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, Jugendliche in Ausbildung, Schüler*innen, berufstätige Hörgeschädigte sowie an öffentliche Institutionen wie Agenturen für Arbeit, Jobcenter oder das Integrationsamt.
Weitere Informationen unter: www.informa.org
Über LIESER Rechtsanwälte
LIESER Rechtsanwälte ist ein führendes Büro auf dem Gebiet der Insolvenzverwaltung, Restrukturierung und Sanierung. Von 15 Standorten u.a. in Koblenz, Mannheim, Saarbrücken, Bonn, Mainz, Frankfurt a. Main, Darmstadt, Köln und Trier werden Mandate aller Größenordnungen und Branchen betreut. In über 3.000 Unternehmensinsolvenzverfahren hat LIESER Rechtsanwälte die Kompetenz bei der Fortführung und Sanierung von Unternehmen erfolgreich unter Beweis gestellt.
Weitere Informationen unter: www.lieser-rechtsanwaelte.de
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